• Die Einführung von 20 Prozent Zöllen löst Verunsicherung in der Thüringer Wirtschaft aus, noch ist aktuell aber kein konkreter Schaden erkennbar.
  • Langfristig könnten aber durchaus Schäden für die Thüringer Wirtschaft entstehen.
  • Vor allem die Thüringer Automobil-Zulieferer stehen durch die Zölle vor einer schwierigen Lage: Die Gefahr von Verlagerungen und Wettbewerbsnachteilen wächst.

Matthias Kreft schüttelt den Kopf: Ein Sorgentelefon haben sie nicht eingerichtet beim Verband der Wirtschaft Thüringens. 20 Prozent Einfuhrzoll in den USA hin oder her: "Im Moment müsste das Sorgen-Telefon im Bundeskanzleramt oder in einem Europa-Ministerium geschaltet werden", so der Hauptgeschäftsführer.

Verunsicherung in der Thüringer Wirtschaft

Für die Thüringer Unternehmen sieht er im Moment noch keinen konkreten Schaden – aber Verunsicherung. Denn die Firmen im Freistaat exportieren in die Vereinigten Staaten über Bundesdurchschnitt von elf Prozent. Der Thüringer Wert beträgt 12 Prozent.

Dahinter verbergen sich Waren im Wert von etwa zwei Milliarden Euro – hauptsächlich in den Bereichen Elektronik und Optik. "Man wird in vielen Fällen nicht die Preise erhöhen können, schon gar nicht kurzfristig, weil die Lieferverträge für eine gewisse Laufzeit geschlossen worden sind. Im Regelfall ist dort keine Erhöhungsklausel drin, wenn jetzt ein Zoll erhoben wird, sondern das ist dann so wie höhere Gewalt."

Matthias Kreft nennt das Agieren im Weißen Haus in Washington einen beispiellosen Angriff auf das internationale Welthandelssystem. Er hofft, die EU werde dem geschlossen gegenübertreten und Verhandlungen suchen. Denn auf Dauer könnten die 20-Prozent-Zölle die Handelsbeziehungen der Thüringer Unternehmen mit den USA massiv schädigen: "Man wird jedenfalls noch stärker als bislang gezwungen sein, sich auch alternative Absatzwege zu überlegen und über die USA hinaus nach anderen Export-Märkten zu schauen."

Mögliche Folgen für Thüringen und die EU

Konkreter werden kann auch Cornelia Haase-Lerch nicht, die Hauptgeschäftsführerin der IHK Erfurt. Denn noch gebe es keine Auswirkungen. Nur eine Perspektive, die düsterer wird, solange die Zoll-Schranke geschlossen bleibt. "Gerade unsere mittelständischen Zuliefer-Betriebe sind eng im internationale Wertschöpfungsketten eingebunden. Trumps Zoll-Pläne gefährden transatlantisches Vertrauen und belasten den Standort massiv."

Die Hauptgeschäftsführerin verweist dabei auf eine frühere Hochrechnung des ifo-Instituts. Danach würden bei Einfuhr-Zöllen von 20 Prozent die deutschen Exporte um 15 Prozent sinken. Ein ähnlicher Wert für Thüringen ist zu erwarten. Verhindern können das nur Verhandlungen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme aus dem Wirtschaftsministerium. "Insgesamt sollten wir grundsätzlich kompromissbereit bleiben. An einem Handelskrieg kann beiderseits des Atlantiks niemand Interesse haben."

Thüringer Automobil-Zulieferer betroffen

115 Unternehmen, knapp 30.000 Beschäftige, Gesamtumsatz: mehr als vier Milliarden Euro. Das sind die Eckdaten von automotive – dem Netzwerk der automobilen Zulieferindustrie in Thüringen. 35 Prozent der Mitglieder haben direkte Geschäftsverbindungen in die USA, produzieren etwa ein Drittel für den amerikanischen Markt. Das hat eine aktuelle Umfrage des Verbandes ergeben.

Rico Chmelik ist Geschäftsführer von automotive Thüringen. Er spricht von noch gut gefüllten Auftragsbüchern, aber ebenso gedrückter Stimmung unter den Mitgliedern und von Befürchtungen, dass Wertschöpfungsströme umgeleitet werden: "Wir sagen: Wenn Wertschöpfungsströme verlagern, dann kommen die Abrufe in den Werken nicht mehr in dem Volumen an, wie es das bräuchte, um wettbewerbsfähig bleiben zu können. Thüringen ist stark fertigungsorientiert, wir leben von einer hohen Stückzahl." So könnte der Fertigungsstandort Thüringen irreversiblen Schaden nehmen.

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