Bundestag schließt Russland von Gedenken aus
Am 8. Mai jährt sich das Weltkriegsende zum 80. Mal. Dazu sind im Bundestag alle akkreditierten Botschafter eingeladen - außer der russische und belarusische. Grund: Die Regierung befürchtet eine Instrumentalisierung.
Der Bundestag schließt die Botschafter von Russland und Belarus von der zentralen Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs am 8. Mai aus. Dabei beruft sich die Parlamentsverwaltung auf eine Empfehlung des Auswärtigen Amts, in der von einer Einladung von Vertretern dieser beiden Länder zu solchen Gedenkveranstaltungen abgeraten wird.
Zwar sei das Diplomatische Corps, dem alle in Berlin akkreditierten Botschafter angehören, eingeladen worden, teilte die Pressestelle des Bundestags der Nachrichtenagentur dpa auf Anfrage mit. Man habe dabei aber wie üblich "die Einschätzung der Bundesregierung zur Einladung von Repräsentanten" berücksichtigt. "Diese Einschätzung führte dazu, dass u.a. die Botschafter der Russischen Föderation und von Belarus nicht eingeladen wurden."
Empfehlung des Auswärtigen Amts
Das Auswärtige Amt hatte zuvor in einer Handlungsempfehlung an Länder, Kommunen und Gedenkstätten des Bundes davon abgeraten, die Teilnahme von Vertretern von Russland und Belarus bei Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs zuzulassen. Begründet wurde das mit der Befürchtung, dass Russland diese Veranstaltungen "instrumentalisieren und mit seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine missbräuchlich in Verbindung bringen" könnte.

Sergej J. Netschajew (r), russischer Botschafter in Deutschland, wird von Robert Nitz (M) (parteilos), Bürgermeister von Seelow, vor einer Gedenkveranstaltung zum 80. Jahrestag der Schlacht um die Seelower Höhen am Ehrenmal begrüßt.
Vor dem Hintergrund hatte bereits gestern der Besuch des russischen Botschafters bei einer Gedenkveranstaltung im brandenburgischen Seelow für Aufsehen gesorgt. Sergej Netschajew wurde zwar nicht aktiv von den Veranstaltern eingeladen, aber auch nicht an der Teilnahme gehindert, sondern freundlich begrüßt.
Gedacht wurde der 33.000 Soldaten der Roten Armee sowie der 16.000 deutschen und 2.000 polnischen Soldaten, die bei der größten Schlacht des Zweiten Weltkriegs auf deutschem Boden gefallen waren.
Von Unverständnis bis Kritik
Lokal- und Landespolitiker zeigten Unverständnis für die Empfehlung des Auswärtigen Amtes. So sagte etwa die SPD-Landtagsabgeordnete Sina Schönbrunn dem ARD-Hauptstadtstudio vor Ort: "Ich kann doch niemanden ausladen, der hier seiner Landsleute gedenken will. Das kann ich nicht nachvollziehen. So macht man keine Diplomatie."
Gedenken an Schlacht auf den Seelower Höhen vor 80 Jahren
Kerstin Breinig, RBB, tagesthemen, 16.04.2025 22:15 UhrDas Erscheinen des russischen Botschafters wurde aber auch kritisiert. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev stieß sich vor allem daran, dass Netschajew dabei das Sankt-Georgs-Band trug, ein russisches Militärabzeichen. Dies sei "eine klare Verhöhnung der Opfer - der Opfer von vor 80 Jahren und der Opfer von heute", sagte Makeiev der dpa.
Das Sankt-Georgs-Band hat sich ab 2005 in Russland zum wichtigsten Symbol für den sowjetischen Sieg über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg entwickelt. Zunehmend bedeutet das orange-schwarze Band aber auch Unterstützung für den Kurs von Präsident Wladimir Putin. Deswegen ist das Symbol in der Ukraine verboten, andere Staaten der früheren Sowjetunion schränken die Verwendung ein.
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