Der FC Bayern ist wieder wer: Bayer Leverkusen gibt im Meister-Rennen auf. Geschäftsführer Fernando Carro hat darüber hinaus alle Hände voll zu tun. Ihm fliegt sein Teamgefüge um die Ohren. Dazu gibt er ein "Gentlemen's Agreement" mit Trainer Xabi Alonso preis.

Der FC Bayern kann in dieser Saison die Machtverhältnisse der Fußball-Bundesliga wieder geraderücken. Die Münchner werden am 17. Mai die Meisterschale in die Höhe heben. Dann hatte sie Bayer Leverkusen nur mal kurz ein Jahr ausgeliehen. Ein Jahr aber, das ausreicht, um die Konkurrenz zwischen den beiden Klubs mächtig anzuheizen.

Bayer Leverkusen hatte sich mit dem Double, der perfekten Bundesliga-Saison und dem Erreichen des Europa-League-Finals in den Vordergrund gespielt. Das konnten die Münchner nicht so stehen lassen, deren Selbstverständnis es ist, der Primus zu sein. Überall. Im Sportlichen, aber auch in der Berichterstattung.

Einst galt: Wer gegen die Bayern aufmuckt, wird von ihnen´angegriffen. Es ging der Konkurrenz an die Substanz. Und das gilt noch immer. Denn neben der Meisterschale hätte der FC Bayern gern noch etwas - oder besser jemanden - von Leverkusen: Florian Wirtz. Die Lobeshymnen auf den deutschen Nationalspieler sind seit Monaten immens. Ehrenpräsident Uli Hoeneß schwärmt und baggert: "Wenn ich einen Traum haben darf, dann würde ich sagen, dass Florian Wirtz zum FC Bayern muss", hatte er t-online gesagt. Zwischendurch zündete er mediale Störfeuer. Da ging es um ein Treffen mit Wirtz' Eltern am Tegernsee.

Da ging es um eine Ablösesumme, die sich der FC Bayern angeblich erst nicht, dann doch leisten könne. Erst hatte er in der "Welt am Sonntag" von einem nötigen "Sondervermögen" gesprochen. Dann beim BR erklärt: "Es ist nicht so wie früher, dass wir 100, 150 Millionen Euro auf dem Festgeldkonto haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass der FC Bayern nicht ein total gesunder Verein ist, der, wenn er wollte, selbstverständlich so einen Transfer machen könnte."

"Wäre ein großer Coup für uns"

Auch Hoeneß Wegbegleiter Karl-Heinz Rummenigge hatte dem "Corriere della Sera" gesagt: "Es wäre ein großer Coup für uns, Wirtz und Leverkusen überzeugen zu können. Er und Musiala sind das Aushängeschild des deutschen Fußballs und unsere Philosophie war es immer, die besten Deutschen zu Bayern zu holen."

Sie heben Wirtz auf ein Podest. Und das, nachdem sie Jamal Musiala zur Verlängerung bewegen konnten, mit genau diesem Argument: Er sei der Beste. Nur Wochen später ist es auf einmal Wirtz, den sie zum großen Heilsbringer des deutschen Fußballs erklären.

Die Verbindung FC Bayern und Wirtz - sie ist so häufig ausgesprochen worden, als würde sie sich in der Realität manifestieren. Leverkusen geriet dabei in die Defensive. Geschäftsführer Fernando Carro findet das gar nicht amüsant. "Ich rechne damit, dass er bleibt", sagte er nun erneut. Schon vor zehn Tagen hatte er erklärt, dass es in finanzieller Hinsicht "keine Schmerzgrenze" gebe.

Der Vertrag von Wirtz läuft noch bis 2027. Der "Bild"-Zeitung zufolge liegt dem 21-Jährigen seit Wochen ein Angebot zur Verlängerung vor. Im Vertrag enthalten sein soll eine Ausstiegsklausel von rund 125 Millionen Euro, die ab 2026 greifen würde. Bayer habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Wirtz noch unterschreibt.

"Kein Angebot der Bayern"

Auf die Störfeuer aus München reagierte Carro nun deutlich genervt. Denn der FC Bayern habe gar kein Angebot für Wirtz bei Bayer Leverkusen abgegeben. "Die Bayern haben sich mit uns nicht in Verbindung gesetzt. Von daher gibt es da kein Angebot der Bayern. Das ist ja wirklich eine Show, das geht mich nichts an. Eigentlich gehört sich das nicht", sagte er daher nun.

Wirtz hin oder her - ganz davon abgesehen geht Carro dennoch von einem "kleineren bis mittleren Umbruch" bei Bayer aus. Wichtigste Personalie dabei: Trainer Xabi Alonso. Von ihm verlangte Carro eine zügige Zukunftsentscheidung. "Die Trainerposition ist für einen Verein sehr wichtig. Wir planen mit Xabi Alonso die Vorbereitung der nächsten Saison, wir planen auch den Kader und die Transfers. Deswegen ist es schon wichtig, dass wir in den nächsten Wochen relativ schnell Klarheit haben." Er betonte: "Das weiß Xabi."

Carro ist sich dabei "sicher, dass wir in den nächsten zwei, drei, vier Wochen Klarheit haben werden." Denn der Klub könne nicht bis zum Ende der Saison warten. Auf die Personalie Alonso angesprochen, wurde er auch nach seinem Bauchgefühl gefragt: "Mein Bauchgefühl? Mein Bauchgefühl ist 50:50."

Alonso wird immer wieder als Nachfolger von Carlo Ancelotti bei Real Madrid gehandelt. Nach dem vorzeitigen Aus der Königlichen in der Champions League gilt der Abschied des Italieners in diesem Sommer laut verschiedenen Medienberichten als sicher. Er soll wohl Nationaltrainer Brasiliens werden. Und dann kann Alonso entscheiden, ob er Lust auf die Herausforderung hat: "Wir haben ein Gentlemen's Agreement, dass, wenn eines der Teams, für das er gespielt hat, anruft, wir uns zusammensetzen und reden und ihm keine Steine in den Weg legen", so Carro. Alonso spielte in seiner Karriere neben Real Madrid für Real Sociedad, Eibar, den FC Liverpool und den FC Bayern.

Tah jetzt doch zum FC Bayern?

Wirtz und Alonso sind also unsicher - fix ist die Entscheidung dagegen bei Abwehrchef Jonathan Tah. Der Nationalspieler verlässt Bayer nach zehn Jahren. "Ja", er werde die Werkself nach seinem Vertragsende im Sommer verlassen, hatte Tah am Sonntag gesagt. Dies habe er dem Klub "auf jeden Fall" mitgeteilt. Wohin er wechsle, sei offen. Er habe "kein Zeitfenster" mit Blick auf die Unterschrift bei einem neuen Klub. "Aber der Verein weiß darüber Bescheid. Und es ist wie die ganze Zeit auch schon alles sehr offen kommuniziert von mir", betonte Tah. Es sei "von Anfang an alles gesagt gewesen. Es gab einen Zeitpunkt, an dem ich die Entscheidung getroffen habe, meinen Vertrag nicht zu verlängern und nicht hierzubleiben. Dabei bleibt es jetzt auch."

Führt einmal mehr die Spur nach München? Zwar ist der FC Barcelona der Favorit als Wechselziel von Tah, Lothar Matthäus rät dem FC Bayern allerdings mitzumischen. "Wenn ich beim FC Bayern etwas zu sagen hätte, dann brauche ich die Besten und Tah gehört zu den Besten. Ich würde mich auf jeden Fall mit Tah beschäftigen", schrieb er in seiner Sky-Kolumne. "Die Bayern haben im vergangenen Sommer einen Fehler gemacht, dass man Tah nicht geholt hat", schrieb Matthäus, obwohl sich die Münchner damals intensiv um Tah bemüht haben sollen. "Vielleicht entscheidet er sich aber in diesem Sommer wieder für Bayern. Die FCB-Defensive ist eine Baustelle. Da herrscht sehr viel Ungewissheit."

Gut für Leverkusen und Carro: Immerhin soll laut "Kicker" an den Gerüchten über einen möglichen Abschied von Mittelfeldstratege Granit Xhaka nichts dran sein. Doch es gibt noch zahlreiche Namen mehr: Patrik Schick, Jeremie Frimpong, Exequiel Palacios, Victor Boniface, der schon weg war und dann doch auf den letzten Drücker blieb. Dass Bayer sich voraussichtlich die Dienste von Ibo Maza sichert, der von Zweitligist Hertha BSC wechseln wird, kann das nicht aufwiegen.

Kein Titel, viele Störfeuer und womöglich keinen Trainer mehr. Fernando Carro hat bei Bayer Leverkusen alle Hände voll zu tun.

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