Die Titelverteidigung in der Champions League ist für die Fußballer von Real Madrid in weite Ferne gerückt. Nach dem Fiasko im Viertelfinal-Hinspiel beim FC Arsenal gab es für Trainer Carlo Ancelotti daher nur einen einzigen Grund, warum der Rekordsieger den erneuten Gewinn des Henkelpotts nicht bereits abhaken sollte: ein Wunder am Mittwoch kommender Woche im heimischen Estadio Bernabéu (21.00 Uhr, im Sport-Ticker der WELT).

„Nach diesem Spiel scheint ein Weiterkommen unmöglich“, sagte der Erfolgs-Coach der Madrilenen auf der Pressekonferenz nach dem bitteren wie verdienten 0:3 im Norden Londons. „Aber wir müssen an uns glauben. Denn im Fußball kann alles passieren – und im Bernabéu ist schon sehr viel passiert.“

Auch der Ex-Dortmunder Jude Bellingham schlug in die gleiche Kerbe wie sein Trainer. „Wir werden etwas unglaublich Besonderes, ja Verrücktes brauchen“, sagte der Mittelfeldspieler: „Und es gibt genau einen Ort, an dem verrückte Dinge passieren können: bei uns zu Hause.“

Zuvor hatten sich die Gastgeber dank zweier Traumtore des englischen Nationalspielers Declan Rice in der zweiten Hälfte in einen wahren Rausch gespielt. Der 26 Jahre alte Antreiber im Mittelfeld der Gunners hatte im Abstand von nur zwölf Minuten zwei direkte Freistöße verwandelt, bevor Mikel Merino eine Viertelstunde vor Schluss den Endstand herstellte.

Überhaupt läuft es für Arsenal im internationalen Wettbewerb vor allem gegen die iberischen Vertreter besonders gut. Sechs der letzten acht Begegnungen mit einer spanischen Mannschaft haben die Londoner gewonnen. Nebenbei sicherte der Sieg England einen fünften Startplatz in der kommenden Champions-League-Saison über die Koeffizienten-Tabelle der Uefa.

Real Madrid noch ohne Pflichtsieg gegen Arsenal

Für Real, das in der Champions League seit der Saison 2020/21 immer mindestens zu den besten vier Teams gehört hatte, sind das keine guten Aussichten. Noch dazu wird im Rückspiel mit Eduardo Camavinga ein wichtiger Mann im Defensiv-Verbund um den deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger fehlen. Der Sechser hatte sich in der Nachspielzeit die Gelb-Rote Karte abgeholt.

Und noch eine weitere Statistik spricht gegen die „Königlichen“: Bei bislang drei Versuchen hat Real noch nie ein Pflichtspiel gegen Arsenal gewonnen. Es ist also mindestens ein Novum nötig, wollen Ancelottis Mannen in dieser Spielzeit doch noch in die Vorschlussrunde einziehen. Ob es auch ein Wunder gibt, zeigt sich in einer Woche. Die internationalen Kommentatoren sehen für Real eher Schwarz. WELT hat die Pressestimmen zusammengestellt.

Spanien

„Marca“: „Real Madrid ist in London mit einem Paukenschlag gescheitert und hat das Erreichen des Halbfinals fast unmöglich gemacht. Der Zusammenbruch kam nach Declan Rices außergewöhnlicher Kanonenkugel, die das Leck öffnete, das die Mannschaft auseinanderriss. Von da an war Madrid wie vom Erdboden verschluckt, was die seit Wochen bestehenden Symptome noch verstärkte. Kein Funke, keine Seele, kein Fußball. Ein tragischer Abend, eines Titelverteidigers nicht würdig. Es ist schwierig, in acht Tagen an ein Wunder zu glauben. Madrid genießt in Europa einen ehrfürchtigen Respekt, ist aber in keiner guten Form. Madrids schlechtester Abend seit langem.“

„AS“: „Das Bernabéu (Stadion von Real Madrid, die Redaktion) wird um ein weiteres Wunder gebeten. Dieses schwarze Loch, das schon so oft die größten Mannschaften verschluckt hat. Zwei direkte Schüsse, zwei Kanonenschläge, von Rice entfesselten den Sturm, der bis zum Ende nicht mehr aufhörte. Nun liegt es in den Händen der Bernabéu-Legende. Arsenal kann nur durch das Gewicht der Geschichte zu Fall gebracht werden.“

„Mundo Deportivo“: „Debakel in London: Real Madrid muss im Bernabéu ein Wunder vollbringen.“

„Sport“: „Arsenal macht Real Madrid lächerlich. Zwei majestätische Peitschenhiebe von Declan Rice und ein Linksschuss von Merino brachten ein mittelmäßiges Real Madrid in London unter die Räder.“

„El País“: „Arsenal sprengt Madrid. Ancelottis Mannschaft brach 2023 in Manchester unter dem Vorschlaghammer von City (4:0) zusammen und schmolz zwei Jahre später in London unter der akribischen Überzeugung von Arsenal. Mikel Merinos dritter Treffer ließ die Chancen von Real auf den Einzug ins Halbfinale im Bernabéu noch schwieriger werden als alles, was in den letzten Jahren an magischem Realismus grenzte. Madrid endete wie ein Schiffbrüchiger.“

„El Mundo“: „Das schwächste Spiel eines vorhersehbar peinlichen Real Madrid. Nicht, dass der Fußball am Dienstag das gezeigt hätte, was das Team die ganze Saison über angedeutet hatte. Was da war, war schon klar: Man sah es gegen Barcelona, gegen Liverpool, gegen Milan und jeden anderen großen Gegner außer Guardiolas groteskem City. Das ist Ancelotti und der Verein: eine Mannschaft, die mit Valverde, Camavinga, Modrić, Bellingham, Rodrygo, Mbappé und Vinícius nicht in der Lage ist, auch nur eine Minute eines einzigen Spiels zu dominieren.“

England

„Daily Mail“: „Real Madrid, der 15-fache Europapokalsieger, steht kurz davor, auf spektakuläre Weise aus dem Wettbewerb zu fliegen, den sie als ihre persönliche Spielwiese betrachten. Die drei Tore von Arsenal in der zweiten Halbzeit waren wie Maschinengewehrfeuer auf Real niedergegangen.“

„Guardian“: „Wer hätte gedacht, dass Declan Rice in der Lage ist, einen Freistoß wie Beckham zu verwandeln? Im Hinspiel eines Viertelfinales der Champions League. Und das nicht nur einmal. In seiner neunjährigen Profikarriere hatte Rice noch nie ein Tor mit einem direkten Freistoß erzielt. In einem für Arsenal denkwürdigen Spiel, wahrscheinlich dem schönsten seit der Eröffnung des Emirates-Stadions im Jahr 2006, zwang der zentrale Mittelfeldspieler nicht nur die Fans, sondern auch Real Madrid in die Knie. Es ist nie klug, den 15-maligen Champions-League-Sieger abzuschreiben: Den Verein, der das Patent für erstaunliche Comebacks hat – diesmal aber sicher nicht.“

„The Independent“: „Nach einem Sieg wie diesem sollte es keine Zweifel an ihren Fähigkeiten geben. Madrid musste eine Demütigung hinnehmen, die viele schon lange für möglich gehalten hatten, die aber bisher nur wenigen Mannschaften gelungen ist.“

Frankreich

„L‘Equipe“: „In London regnete es zwar nicht, doch ein Donnerschlag hallte durch den Himmel über dem Emirates Stadium, als Real Madrid im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinales gegen Arsenal völlig zusammenbrach.“

Italien

„Gazzetta dello Sport“: „Die Gunners haben in der Champions League seit vier Spielen kein Gegentor mehr kassiert. Auch die Situation von Carlo Ancelotti, der nun 222 Champions-League-Spiele absolviert hat, eines mehr als Arsenal, wird immer komplizierter: Seine Zukunft in Madrid hängt am seidenen Faden.“

„Corriere dello Sport“: „Rice trotzt mit einem Freistoß den Gesetzen der Physik: Arsenal überwältigt Real, jetzt wird es für Ancelotti ganz schwer.“

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