Es läuft nicht mehr bei Schalke 04. Im wahrsten Sinne des Wortes. In den vergangenen drei Spielen lief die Mannschaft immer weniger als der Gegner, zuletzt beim blamablen 0:2 beim Tabellenletzten Regensburg sogar mehr als vier Kilometer. So kann es nicht weitergehen. Und beim Blick hinter die Kulissen wird immer deutlicher: So wird es auch nicht weitergehen.

Dass Trainer Kees van Wonderen die Mannschaft auch in der kommenden Saison betreut, ist mittlerweile nahezu ausgeschlossen. Doch anstatt dem Trainer – sowohl intern als auch in der Öffentlichkeit – den Rücken zu stärken, haben sich die Bosse längst auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht. Und ähnlich wie bei der Suche nach dem neuen Sportvorstand, der in Person des ehemaligen Werder-Managers Frank Baumann zuletzt gefunden wurde, will der Klub auch auf dieser Position zunächst in das oberste Trainer-Regal greifen.

Nach Informationen der „Sport Bild“ kontaktierten die Verantwortlichen vor rund drei Wochen einen alten Bekannten: Domenico Tedesco, bis zum vergangenen Januar Nationaltrainer Belgiens. Zunächst soll es ein Telefonat zwischen dem 39-Jährigen und Vorstandsboss Matthias Tillmann gegeben haben, es folgte ein Austausch mit der sportlichen Führung des Klubs. Sie fragten den ehemaligen Schalker Coach, der den Verein in der Saison 2017/2018 zur Vize-Meisterschaft geführt hatte, ob er sich ein Engagement grundsätzlich vorstellen könne.

Artig bedankte sich Tedesceo für das Schalker Interesse

Beide Parteien waren sich einig, dass der Kader deutlich verstärkt werden müsse, um ernsthaft um den Aufstieg spielen zu können. Doch Tedesco ließ in den Gesprächen bereits durchblicken, dass sein nächster Schritt nicht in die 2. Liga führen könne. Im Nachgang sagte er dann endgültig ab. Mit dem Hinweis, dass er sich sehr für das Interesse bedanke und sich dem Klub noch immer sehr verbunden fühle.

Die „Sport Bild“ bat Tillmann um eine Stellungnahme zur Tedesco-Thematik. Der Vorstandsboss ließ ausrichten, dass er sich zu Trainer-Gerüchten grundsätzlich nicht äußern wolle.

Noch-Trainer van Wonderen hatte sich in der vergangenen Woche nach einem Gespräch mit Sportvorstand Baumann mit Blick auf seine Zukunft noch recht zuversichtlich gezeigt. Er wollte sich zwar nicht konkret zu der Unterredung äußern, sagte aber auch: „Wir haben uns getroffen und kennengelernt. Es war ein gutes Gespräch. Was gesagt wurde, bleibt unter vier Augen. Aber es war positiv.“

Der 56 Jahre alte Niederländer hat noch einen Vertrag bis Sommer 2026 und würde gern bleiben. „Man spürt schon, ob Vertrauen oder Zweifel da sind. Ich bin gern Trainer auf Schalke. Mein Auftrag ist, den Klassenverbleib zu erreichen und etwas zu entwickeln. Da sind wir gut unterwegs“, befand er. Doch das war vor dem blamablen Auftritt in Regensburg.

Zudem machte auch der Name von Lukas Kwasniok in den vergangenen Wochen in Gelsenkirchen die Runde. Aber: Der Paderborn-Coach will nach nun knapp vier Jahren in Ostwestfalen in die Bundesliga aufsteigen. Schalke soll aus seiner Sicht deutlich zu klein sein – auch, weil der Kader zu einer Großbaustelle verkommen ist. Bis auf Kapitän Kenan Karaman gibt es kaum mehr tragende Säulen im Kader. Und die, die es werden können, sollen beziehungsweise müssen im Sommer verkauft werden (Sylla, Bulut).

Die Hoffnung: Das Budget für den Kader soll in der kommenden Saison unverändert bleiben und bei rund 21 Millionen Euro liegen. Zwar sind derzeit die Gehälter der aussortierten Ralf Fährmann und Dominick Drexler darin nicht einberechnet und werden aus einer Art Sondervermögen bezahlt. Dennoch handelt es sich um einen Etat, mit dem ein Aufstieg absolut realistisch sein sollte. Zumal mit Marcin Kaminski ein Spieler gehen wird, der noch einen sehr gut dotierten Zweitliga-Vertrag besitzt. Der Innenverteidiger kassiert pro Jahr – inklusive Prämien – fast eine Million Euro. Bedeutet: Etwas Handlungsspielraum müsste verfügbar sein.

Diese Zahlen kennt auch Raúl. Der Spanier, der die zweite Mannschaft von Real Madrid betreut, plant seinen Abgang im Sommer offenbar immer konkreter und verfolgt die Geschehnisse bei Schalke, wo er von 2010 bis 2012 spielte, sehr intensiv. Schon seit Monaten besteht Kontakt zwischen ihm und den Verantwortlichen. Der Ex-Stürmer soll sich sogar schon Gedanken darüber machen, mit welchen Assistenten er beim neuen Klub arbeiten möchte. Er wartet nun auf konkrete Anfragen.

Derweil muss Schalke am Samstagabend (20.30 Uhr, im Sport-Ticker der WELT) zu Hause gegen Spitzenreiter HSV antreten, was nicht nur wegen des Tabellenrangs eine komplizierte Aufgabe für den Elften der Liga werden dürfte. Denn die Hamburger sind das offensivstärkste Team der 2. Liga. Ihr xGoals-Wert, also die zu erwartenden Tore, ist der höchste der Liga. Gemessen am xGoals-Wert (60,9) hat der HSV sogar mehr Tore erzielt (63), als zu erwarten waren. Außerdem kommen die Hamburger auf die meisten Kontertore (acht).

Schalkes Defensive dagegen ist eine der Achillesfersen der Truppe. 52 Gegentore stehen zu Buche, das ist schwächer als der Zweitliga-Durchschnitt (43). Einzig gegen Kaiserslautern kamen die Gegner zu mehr Großchancen als gegen Schalke (55).

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