Douglas Rushkoff ist ein Vordenker, der das Silicon Valley von innen kennt. Er ist bekannt mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg, Tesla-Chef Elon Musk oder mit Jeff Bezos, dem Chef von Amazon.

Die Tech-Milliardäre laden Rushkoff ein, weil er einer der angesehensten Technologie-Experten der Welt ist. Er soll sie kritisieren, herausfordern und beraten.

Kürzlich erzählte Rushkoff am Gottlieb Duttweiler Institut vor Publikum von seinen Treffen mit den Bossen der grössten Tech-Konzerne. Die Tech-Milliardäre hätten Angst vor der Künstlichen Intelligenz, sagte Rushkoff.

Schon fast panische Angst vor KI

«Der Gründer einer erfolgreichen Social-Media-Plattform sagte mir, er lösche alle seine Spuren im Internet. Er veröffentliche auch nichts Negatives über KI – aus Angst, die KI könnte das gegen ihn verwenden, wenn sie dereinst das Sagen habe», so Rushkoff.

Die Tech-Milliardäre bauen Bunker mit Feuergräben, um sich vor Angreifern zu schützen.
Autor: Douglas Rushkoff Professor für Medientheorie und digitale Ökonomie in New York

Er habe dem Mann gesagt, dass die KI – wenn sie denn wirklich so intelligent werde – auch herleiten könne, was der Tech-Milliardär bewusst nicht im Internet publiziere. «Die allwissende KI würde ihm also so oder so auf die Schliche kommen», so Rushkoff. Dem Tech-Milliardär sei darauf nichts mehr eingefallen, ausser zu fluchen.

Legende: Die Tech-Moguln Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und seine Verlobte Lauren Sánchez, Sundar Pichai (Chef von Alphabet/Google) sowie Elon Musk (von links) bei der Inauguration von Donald Trump. Reuters/Shawn Thew

Diese Anekdote brachte das Publikum in Rüschlikon zum Lachen – doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken. «Die Tech-Milliardäre bauen Bunker mit Feuergräben, um sich vor Angreifern zu schützen», sagte Rushkoff sodann. Die reichsten Männer der Welt, die die neueste Technologie, die KI vorantreiben, bereiten sich also auf eine Art Bürgerkrieg vor.

Ist KI eine Chance für die Menschheit?

Und so fragt Rushkoff, ob wir als Gesellschaft uns tatsächlich von diesen Menschen politisch und wirtschaftlich leiten lassen wollen. Er hat dabei die USA im Blick und betont, dass dort der Staat nicht helfen könne – denn gerade nähmen Musk und die Trump-Administration den Staat auseinander.

Die grösste Herausforderung wird deshalb in der Verteilung oder Umverteilung von Vermögen liegen.
Autor: Daniel Susskind Ökonom in Oxford und KI-Vordenker

Klar ist: Douglas Rushkoff ist ein visionärer Denker, der provozieren möchte. Doch nicht alle stützen seine Schlussfolgerungen. Dazu gehört etwa Daniel Susskind. Er ist Ökonom an der Universität Oxford und wie Rushkoff einer der meistgelesenen Vordenker, wenn es um KI geht.

Susskind glaubt, dass KI in den nächsten rund fünfzig Jahren zu Fortschritt und mehr gesellschaftlichem Wohlstand führen wird.

Susskind: Es braucht einen starken Staat

Allerdings würden nicht alle Menschen gleich stark davon profitieren. «Die grösste Herausforderung wird deshalb in der Verteilung oder Umverteilung von Vermögen liegen», so Susskind. Deshalb brauche es einen starken Staat, damit der Wohlstand fair auf die Bevölkerung verteilt werden kann.

Es brauche Roboter- oder Technologie-Steuern. So könne ein Grundeinkommen zustande kommen oder eine Art Jobgarantie finanziert werden. Und wenn es wegen KI zu wenig Arbeit gebe, müsse der Staat einspringen, so Susskind.

So könne der technologische Fortschritt vielleicht sogar dazu führen, dass Menschen gar nicht mehr arbeiten müssen: Maschinen würden dann für uns arbeiten, der gewonnene Wohlstand könnte unter der Bevölkerung verteilt werden.

Diesen Optimismus teilen die Tech-Milliardäre, die viel in die Künstliche Intelligenz investieren, nicht. Sie bereiten sich laut Rushkoff auf Endzeit-Szenarien vor – und bauen Überlebensbunker.

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