Forscher warnen vor Engpässen in der Blutversorgung durch den Klimawandel
In Mitteldeutschland warnen Experten wie Silke Rummler, Geschäftsführerin des Instituts für klinische Transfusionsmedizin in Jena, bereits vor möglichen Engpässen der Versorgung mit Blutplasma, die auf Grund des demografischen Wandels auftreten könnten. Doch dies ist nicht die einzige Gefahr für die lebensrettende Versorgung mit Blutprodukten. Wissenschaftler der University of the Sunshine Coast und des Australischen Roten Kreuzes Lifeblood sind der Ansicht, dass Gesundheitsprobleme, die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und extreme Wetterbedingungen, die durch den Klimawandel noch verschärft werden, die Spendenbereitschaft der Menschen beeinträchtigen und gleichzeitig zu einem Anstieg des Blutbedarfs führen könnten.
Katastrophen schränken Mobilität ein, Infektionen senken Spendenbereitschaft
"Es wird erwartet, dass wärmere Temperaturen und Naturkatastrophen wie Hitzewellen, Überschwemmungen, Wirbelstürme und Brände häufiger und schwerer werden", sagt Elvina Viennet von der Hochschule im australischen Bundesstaat Queensland. "Diese Ereignisse schränken nicht nur die Mobilität einer großen Zahl von Menschen ein, sondern beeinträchtigen auch die Lagerung, die Sicherheit und den Transport von Blut, das nur eine kurze Haltbarkeit hat."
Diese Aussagen stützen Viennet und ihre Kollegen auf eine Studie, in der internationale Untersuchungen zum Thema Blutspende ausgewertet wurden. Die leitende Forscherin Helen Faddy erklärt: "Während viele Studien die allgemeinen gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels erforscht haben, haben wir versucht, Lücken im Verständnis des vollen Ausmaßes der Risiken zu schließen – von der Gesundheit der Spender über die Entnahmelogistik bis hin zur Verarbeitung, Lagerung und Verteilung der Produkte." Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass etwa eine Zunahme von Infektionskrankheiten, die über Blut übertragen werden, die Spendenbereitschaft mindern könnte.
Forscher fordern flexiblere Konzepte und Frühwarnsysteme
"Zum Beispiel könnten die vorhergesagten erhöhten Niederschläge und wärmeren Temperaturen in bestimmten Regionen durch Mücken übertragene Krankheiten wie Dengue-Fieber, West-Nil-Virus und Malaria verstärken und möglicherweise in neue Gebiete ausbreiten", so Faddy. Das West-Nil-Virus etwa wurde in den letzten Jahren auch schon in Deutschland nachgewiesen, am häufigsten in Sachsen und Sachsen-Anhalt – mit bisher lediglich sieben beziehungsweise sechs Fällen in den Jahren 2022 und 2023.
Neben Krankheiten bedrohen aber auch Naturkatastrophen die Versorgung, ebenso wie Folgeerscheinungen von Hitzewellen. "Es könnten neue Krankheiten auftreten, Gesundheitsprobleme wie Blutdruck und mangelnde Flüssigkeitszufuhr, die sich durch die Hitze verschlimmern, sowie psychische Probleme und 'Klimaangst', die sich auf die Spender auswirken", sagt Faddy, die einen Appell an Regierungen und Blutspendedienste richtet. Diese müssten Frühwarnsysteme entwickeln, Krankheiten genauer überwachen und flexible Konzepte zur Spendereignung oder für den Transport – etwa mit Drohnen – erarbeiten. "Da sich unsere Umwelt verändert, müssen wir die Abhängigkeit von den traditionellen Blutversorgungsketten verringern und anpassungsfähige Strategien entwickeln, die schnelle Reaktionen auf klimabedingte Herausforderungen ermöglichen", schließt die Biomedizinerin.
Links/Studien
Die Studie "Blood under pressure: how climate change threatens blood safety and supply chains" ist im Fachmagazin "The Lancet Planetary Health" erschienen.
pm/mina/jar
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