Diese Gruppen setzen sich für ein sicheres Nachtleben ein
- Die Initiative "Luisa ist hier!" hilft Frauen in der Partyszene aus unangenehmen Situationen beim Feiern heraus
- Viele Veranstalter arbeiten auch mit Awareness-Teams
- Wer sich auf dem Heimweg vom Club unwohl fühlt, kann das Heimwegtelefon anrufen
Es ist Wochenende. Du bist im Club und hast eine gute Zeit. Dann ist da aber dieser eine Typ, der einfach kein "Nein" verstehen will. Immer wieder spricht er dich an. Du fühlst dich bedrängt. Willst aus der Situation raus. Du gehst zur Theke und fragst: Ist Luisa hier?
Das geschulte Thekenpersonal holt dich dann aus der Situation raus. "Das heißt, sie bieten der Person dann zum Beispiel an, in einen Raum woanders hin zu kommen, einfach auch, dass sie sich da sicher fühlen kann", erklärt Elena Kemme. Sie arbeitet in der Beratungsstelle Frauennotruf in Münster und koordiniert dort unter anderem die Kampagne Luisa ist hier. Dabei handelt es sich um ein Hilfsangebot für Frauen in der Partyszene, die aus einer unangenehmen Situation heraus möchten. Einmal in Sicherheit gebracht, kann die Person selbst entscheiden, was sie tun möchte, zum Beispiel ein Taxi rufen oder eine Freundin anrufen.
Die Person […] kann dann, wenn sie sozusagen in Sicherheit gebracht ist, einfach auch selber entscheiden: Möchte sie jetzt ein Taxi rufen, möchte sie eine Freundin anrufen, wie soll es weitergehen in der Situation.
Dass sich das Angebot speziell an Frauen richtet, habe den Hintergrund, "dass Belästigung geschlechtsspezifische Gewalt ist und wirklich der Großteil von Frauen Belästigungen erlebt." 2016 in Münster gegründet, gibt es das Konzept inzwischen in über 90 Städten, erzählt Kemme. Darunter sind Leipzig, Jena, Magdeburg und auch der Wartburgkreis. Umgesetzt wird es von örtlichen Frauenberatungsstellen in Zusammenarbeit mit interessierten Restaurants, Bars oder Clubs.
Viele Veranstalter setzen Awareness-Teams ein

Viele Veranstaltungsorte haben aber auch Teams vor Ort, die eigens dafür da sind, dass sich alle sicher und wohl fühlen: sogenannte Awareness-Teams. Auch das "elipamanoke" in Leipzig arbeitet mit solchen Teams. Je nach Größe der Veranstaltung sind immer zwei bis drei Awareness-Personen vor Ort, erklärt Sabrina Wagner vom Orga-Team des "elipamanoke". Sie sind die richtigen Ansprechpartner, wenn man zum Beispiel einen Gehörschutz braucht oder sich mal diffus unwohl fühlt, erläutert Wagner. Außerdem natürlich, wenn es zu Übergriffigkeiten kommt.
Das geht von Kleinigkeiten in Anführungsstrichen, dass Menschen vielleicht mal Gehörschutz brauchen oder einen Tampon bis hin zu Situationen, wo sie sich auch mal diffus unwohl fühlen. Dann ist das Awarenessteam natürlich Ansprechpartner, wenn Übergriffigkeiten festgestellt werden.
Das gilt auch, wenn man das Gefühl hat, jemand hat einem K.o.-Tropfen ins Glas getan, sagt Wagner. In Sachsen sind im vergangenen Jahr laut Landeskriminalamt 99 Menschen Opfer von Straftaten in diesem Zusammenhang geworden. Die meisten Fälle wurden in Leipzig und Dresden registriert. Die Polizei vermutet aber eine hohe Dunkelziffer. Sabrina Wagner vom "elipamanoke" erklärt: "Wir haben hier auch diverse Warnhinweise gegen K.-o.-Tropfen, es dürfen bei uns keine Flüssigkeiten mit reingenommen werden."
Möchte man – zum Beispiel für den eigenen Veranstaltungsort – ein Awareness-Konzept erarbeiten oder Personen schulen lassen, kann die Initiative Awareness in Leipzig weiterhelfen. Gegründet hat sich der Verein 2018 aus Awareness-Erfahrenen im Veranstaltungsbereich. Ganz unterschiedliche Gruppen fragen bei der Initiative an, darunter Sportvereine oder soziokulturelle Zentren, erklärt Toschka Heise, zuständig für die Projektkoordination. Aber eben auch Veranstaltungsorte: "Ist natürlich da, wo wir herkommen und was wir auch weiterhin stark bedienen, Orte für Konzerte, Clubs."
Die Schulungen sehen dann je nach Anfrage ganz verschieden aus, meint Ida Hadel, die unter anderem für die Bildungskoordination zuständig ist. Je nachdem, "wie weit die Gruppe ist, wie doll sie sich schon mit dem Thema Diskriminierung und Gewalt auseinandergesetzt hat, gehen wir rein und klären gemeinsam mit der Gruppe, was Awareness bedeutet, was für eine Haltung dahinter steht."
Das Heimwegtelefon als Begleiter

Nach dem Feiern steht der Nachhauseweg an. Hier ist man anfangs vielleicht noch in der Gruppe unterwegs. Spätestens beim letzten Stück von der Haltestelle zur Wohnung ist man aber oft auf sich gestellt. In genau solchen Situationen kann man das Heimwegtelefon anrufen.
"Wenn du bei uns anrufst, frage ich als allererstes: Ist alles in Ordnung bei dir?", erzählt Daniel. Er ist Telefonist beim Heimwegtelefon. Im Anschluss benötigt er dann noch ein paar Infos: "Wie ist dein Vorname? Wie alt bist du? Und vor allem, wo bist du jetzt gerade im Moment?" Diese Infos braucht Daniel, um sie im Notfall an Rettungsdienste und Polizei weitergeben zu können.
Danach fragt er die anrufende Person, bis wohin sie begleitet werden möchte. Auf einer Karte bekommt er die Route angezeigt. Dann unterhält er sich so lange mit der Person, bis klar ist: "Ich bin jetzt hier vielleicht raus aus diesem Park oder diese Gruppe, die mir komisch vorkam, die ist jetzt in 'ne andere Richtung gelaufen oder eben bis du zu Hause angekommen bist oder wo du auch hinmöchtest."
Die Gründe aus denen Menschen die Nummer des Heimwegtelefons wählen, sind dabei ganz vielschichtig. Häufig erlebt Daniel, dass betrunkene Menschengruppen im eigenen Umfeld als unangenehm empfunden werden, "die laut sind und die unberechenbar erscheinen." Oft hinterlasse es außerdem ein ungutes Gefühl, wenn Menschen Drogenkonsum beobachten. Und häufig ist es auch das sogenannte Catcalling, also übergriffige Sprüche, die sich vor allem Frauen anhören müssen.
Und häufig sind es leider eben auch einfach die Sprüche, die sich eben gerade weiblich gelesene Person anhören müssen.
Die meisten Anrufe gehen Freitag- und Samstagnacht ein, erzählt Daniel. Dabei seien 87 Prozent der Anrufenden weiblich und etwa 13 Prozent männlich. "Was die Altersstruktur der Nutzenden betrifft, sehen wir, dass es vor allem von Teenagern im späteren Teenagerbereich und von Menschen so Anfang, Mitte, 20 genutzt wird."
Das ist auch ganz normal, meint Daniel. Denn diese Gruppe sei am häufigsten abends nochmal unterwegs. Sonntag bis Donnerstag ist das Heimwegtelefon von 21-24 Uhr erreichbar. Freitag und Samstag von 21-3 Uhr.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke