„Viele schaffen das nicht. Die überleben das nicht“
Mixed Zone wird sie genannt. Also jene Zone, in dem die Medienvertreter nach einem Fußballspiel in den Katakomben eines Stadions auf die Spieler warten, die zuvor im Einsatz gewesen sind. Auf das Fußballspiel folgt dann das Frage-Antwort-Spiel.
Stammgast in der sogenannten Mixed Zone ist Andrej Kramaric nicht gerade. Nach seinem Doppelpack und dem ersten Heimsieg der TSG 1899 Hoffenheim im Bundesliga-Jahr 2025 aber war der Kroate jedoch in Plauderlaune. „Manchmal liebe ich es, wenn der Druck hoch ist. Fußball ist ein Spiel mit Druck, viele schaffen das nicht. Die überleben das nicht, obwohl sie besser sind als ich“, sagte Kramaric.
Das 2:0 gegen Champions-League-Kandidat 1. FSV Mainz 05 war für die Kraichgauer ein riesiger Befreiungsschlag im Kampf um den Verbleib in der Bundesliga. Mit nun 30 Punkten ist die TSG der Konkurrenz im Tabellenkeller weit enteilt. „Wir werden nicht absteigen. Ich habe gesagt, ich würde sterben für diesen Verein. Deswegen bin ich sauer, was diese Saison passiert ist. Wir verdienen viel, viel mehr“, sagte Kramaric.
Wutrede im Januar
Der 33-Jährige sagte, es sei kein Zufall, dass er so selten in der Öffentlichkeit spreche – „weil ich immer ähnlich rede“. Der vielseitige Angreifer ist schon häufiger als scharfer Kritiker aufgetreten und schont dabei auch den eigenen Verein nicht. Davon konnte man sich erst zu Jahresbeginn überzeugen. Da redete er nach dem desaströsen 0:5 beim FC Bayern am 15. Januar Klartext.
„Es ist das erste Mal in meiner Karriere, dass ich mich so fühle. Wenn es niemand ändert, will ich es versuchen. Wenn ich anfange zu reden, wird jeder zuhören. Ich bin ehrlich und sogar noch soft, denn wenn ich alle Dinge sage, die in meinem Kopf vorgehen, werde ich wahrscheinlich die größte Strafe in der Geschichte der Bundesliga bekommen“, begann der Kroate gegenüber „ESPN“ ein Interview, um dann die aktuellen Vorgänge im Klub zu kritisieren: „Nichts funktioniert, seitdem sich im Verein etwas geändert hat. Wir haben so viel Geld investiert, für nichts. Es besteht die Gefahr, dass wir absteigen. Mit einer guten Mannschaft, mit guten Spielern.“
Die Niederlage gegen die Bayern sei für ihn daher in dieser Höhe auch keine Überraschung gewesen. Es sei „völlig klar gewesen, dass das passiert“, so Kramaric. Der schwache Auftritt gegen die Münchner sei lediglich „ein Spiegelbild dieser Saison, das ist eine einzige Scheiß-Saison.“
Viel gebessert hat sich seither indes nicht. Die Kraichgauer haben in Liga, Pokal und Europapokal eine enttäuschende Spielzeit absolviert – immerhin der Absturz in der 2. Bundesliga scheint nach dem Erfolg über Mainz vom Samstag nicht mehr zu drohen. „Das war ein extrem wichtiger Sieg in dieser Phase der Meisterschaft. Die Statistiken, die uns um die Ohren gehauen werden, haben wir jetzt endlich mal löschen können“, sagte Trainer Christian Ilzer.
Die Statistiken, das waren unter anderem: kein Bundesliga-Heimsieg seit November 2024, als Ilzer gegen RB Leipzig bei einem spektakulären 4:3 debütierte und große Hoffnungen beim Dietmar-Hopp-Verein weckte. „Jetzt wollen wir andere und positive Statistiken starten“, sagte der Österreicher, der in einem „Kicker“-Interview jüngst die deutsche Meisterschaft in fünf Jahren als Ziel mit der TSG nannte.
Doch nicht nur diese Serie endete. Erstmals seit über zwei Jahren schafften die Hoffenheimer und Nationaltorwart Oliver Baumann zudem wieder ein Bundesliga-Heimspiel zu null – der Gegner damals? Schalke 04, inzwischen längst in der 2. Liga. Baumann wurde am Sky-Mikrofon befragt, wann er im eigenen Stadion zuletzt ohne Gegentor geblieben sei. „Ewig, viel zu lange. Das ist nicht schön, aber heute egal“, sagte der 34-Jährige.
Mehr Tore als Wirtz und Openda
So wie die Defensive diesmal hielt, so lieferte die Offensive um Kramaric und Flügelsprinter Bazoumana Touré. Zweimal assistierte der 19-Jährige für den kroatischen Torschützen, der sich nach seinen Saisontoren neun und zehn lobend über den Ivorer äußerte. „Dieser Junge ist ein Topspieler. Es macht Spaß mit ihm zu spielen, das muss ich ehrlich sagen. Er hat 80 Prozent des Jobs gemacht“, sagte Kramaric.
Der TSG-Star selbst hat mal wieder eine zweistellige Anzahl an Toren erzielt und liegt damit vor Stars wie Leverkusens Florian Wirtz oder den Leipzigern Xavi Simons und Lois Openda (jeweils neun Tore). „Man hat wieder gesehen, wie wichtig Andrej ist. Er macht die Dinger einfach weg“, sagte Anton Stach.
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