Im Wald müssen Hunde an die Leine.Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Kaum wird es wärmer, wollen der Mensch und sein treuester Begleiter nach draußen, in die Natur. Wie wäre es etwa mit einem Ausflug zur Bastei oder den Schrammsteinen? Man muss kein Prophet sein, um zu wissen: Dort wird es am Wochenende ziemlich sicher voll auf den Wanderwegen. Rund drei Millionen Besucher strömen jedes Jahr in den Nationalpark Sächsische Schweiz, sagt Sprecher Hanspeter Mayr. "Viele haben auch ihre Hunde dabei, weil sich das beim Wandern natürlich anbietet."

Bei Katzen ist lang bekannt, dass sie einige Tierarten stark bedrohen

Neun von zehn Besuchern hätten ihre Tiere dann an der Leine. "Das ist nicht nur gut für die Natur, sondern wegen des felsigen Geländes durchaus auch sinnvoll, um die Hunde zu schützen." Doch gebe es leider auch die übrigen 10 Prozent der Hundebesitzer, die ihren Tieren freien Auslauf schenken wollen. Das ist ein Problem für die Natur. Jetzt im Frühling ist Brut- und Setzzeit. Geschützte Vögel wie die Waldschnepfe haben ihre Eier in den Nestern am Boden abgelegt. Sie werden aufgeschreckt und ergreifen im schlechtesten Fall die Flucht, wenn ein neugieriger Hund das Unterholz neben den Wegen durchwühlt.

Natürlich gehören auch Hunde zum Reich der Tiere. Doch weil Menschen sie in so großer Zahl züchten und überall mit hinnehmen, haben sie einen enormen Einfluss auf den Naturschutz. Bei Hauskatzen ist schon länger bekannt, dass Freigänger zahlreiche Vogelarten so stark dezimiert haben, dass deren Bestand mitunter stark gefährdet ist. Eine neue Überblicksstudie, über die zunächst der Wiener Standard berichtet hat, zeigt nun aber, dass auch Haushunde nicht harmlos sind.

Wild reagiert besonders stark auf die Geräusche von Hunden im Unterholz

Sogar an der Leine beeinflussen sie andere Tiere. Eine australische Studie verglich die Folgen verschiedener Nutzungen in einem Naturschutzgebiet im Südosten des Landes. Untersucht wurde, wie sich Vögel und Tiere verhielten, wenn lediglich Menschen das Gebiet durchwanderten, Menschen mit angeleinten Hunden hindurchgingen oder niemand das Gebiet betrat. Hundehalter schreckten das Wild demnach am stärksten aus. Das bestätigt auch eine Untersuchung aus den USA, wo Bürgerforscher mit Hilfe von Wildkameras beobachteten, wie Tiere auf Wanderer oder Wanderer mit Hunden reagierten. Letztere wurden vom Wild offenbar als größere Bedrohung wahrgenommen, die Tiere flüchteten über weitere Strecken.

Wanderin mit Hund in der Sächsischen Schweiz.Bildrechte: IMAGO / Dreamstime

Nationalparksprecher Hanspeter Mayr hält die Beobachtungen der Forscher für plausibel. Jeder Besucher könne das selbst gut nachvollziehen, sagt er und schlägt das folgende Experiment vor: Man solle einmal auf die Geräusche achten, die entgegenkommende Wanderer machen. Und dann beobachten, wie es klingt, wenn ein Hund dabei ist und der am Wegrand in den Büschen oder im Boden wühlt. "Dann knacken die Äste und man hört sofort: Die sind nicht mehr auf dem Weg. Und genau diese Wahrnehmung haben Wildtiere natürlich noch viel stärker." Viele Rehe und Vögel fühlen sich dann nicht mehr sicher und fliehen aus ihren Unterständen.

Worst Case: Hundekot in Plastikbeutel verpacken und das Paket in die Natur entsorgen

Ein weiteres Problem entsteht durch Hundekot und Urin. Diese starken Duftmarken zeigen Wildtieren die Präsenz von Hunden an, selbst dann, wenn die mit ihren Besitzern ein Gebiet längst wieder verlassen haben. Eine Studie verglich das Verhalten von Wildtieren in mehreren Naturschutzgebieten im Westen der USA. In einigen Fällen waren Hunde auf Wanderwegen erlaubt, in anderen grundsätzlich verboten. Dort, wo die Hunde erlaubt waren, mieden Maultierhirsche und kleinere Säugetiere einen Umkreis von 50 bis 100 Metern, selbst dann, wenn gerade gar keine Hunde anwesend waren. Allerdings gibt es auch das Gegenbeispiel aus Mexiko, bei dem bestimmte Wildkatzen die Hundegebiete nicht mieden. Die Forscher vermuten, dass Gewöhnung eine Rolle spielen könnte.

Hanspeter Mayr hat noch keine direkten Effekte auf das Wild durch die Hundehinterlassenschaften festgestellt. Trotzdem wünscht er sich, dass die Besitzer die kleinen Beutel für den Kot dabeihaben. "Es wäre schön, wenn sie das mitnehmen könnten." Das passiert oftmals allerdings nicht. Im Leipziger Auwald beobachten Naturschützer von der Auwaldstation die in dieser Hinsicht schlechteste Variante: Einige Besitzer packen den Kot der Hunde zwar ein, entsorgen die Beutel dann aber in der Natur. "Das unterstützt die Produktion von Mikroplastik", schreibt Sebastian Günther auf Anfrage.

Hundebesitzer und Tiere ausdrücklich willkommen in der Sächsischen Schweiz

Nationalparksprecher Mayr ist dennoch wichtig zu betonen: "Hundebesitzer sind hier sehr gerne willkommen." Auch viele der Mitarbeiter des Parks hätten Hunde. Wenn die Tiere an der Leine geführt und der Kot im besten Fall mitgenommen werde, dann spreche nichts dagegen, den Hund beim Wandern dabei zu haben.

Links/Studien

  • Bateman, Gilson (2025): Bad dog? The environmental effects of owned dogs, Pacific Conservation Biology

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