Dürre und Trockenheit in Thüringen: Kommt der Wassercent?
Trotz der Trockenheit und teilweise stark gesunkener Wasserstände plant Thüringen kein sogenanntes Wasserentnahmeentgelt. Das teilte das Umweltministerium auf Anfrage von MDR THÜRINGEN mit. In fast allen anderen Bundesländern wird die Abgabe - die auch Wassercent genannt wird - fällig, sobald Wasser aus Gewässern oder dem Grundwasser entnommen wird.
Mit Blick auf die derzeitige Dürre verweist das Umweltministerium auf die Niedrigwasserstrategie des Landes. "Zur Strategie gehören: Wasserbilanzen für alle Regionen, Berechnungen (Klimastresstests) für Versorgungssysteme, verbesserter Wasserrückhalt in den Talsperren und Kleinspeichern. Zusammen mit der Landwirtschaft laufen zudem Planungen für einen besseren Wasserrückhalt in der Fläche", so das Umweltministerium. Auch ohne Wassercent können Minsterium und Kommunen in den Wasserhaushalt eingreifen: Beispielweise können Kommunen die lokale Wasserentnahme einschränken.
Naturschutzbund fordert Wassercent für Gewässerschutz
Dem Naturschutzbund BUND Thüringen geht das nicht weit genug. Die Umweltschützer fordern schon lange einen Wassercent. BUND-Sprecherin Kerstin Neumann sagte: "Der Wassercent ist aus unserer Sicht einfach ein ganz wichtiges Instrument, um den Umgang mit einer sehr wertvollen Ressource zu steuern. Und gleichzeitig ist es auch ein sehr wichtiger Hebel, um benötigte Mittel für den Gewässerschutz bereitzustellen."
Beim Wasserscent ist es uns ganz wichtig zu sagen: Wir gehen nach dem Verursacherprinzip. Es richtet sich also an Großverbraucher.
13 Bundesländer haben die Abgabe schon eingeführt. Sie liegt zwischen fünf und 15 Cent pro Kubikmeter entnommenen Wassers. Bayern hat sich Ende 2024 nach einer Testphase auf den Wassercent geeinigt; in Hessen ist wie in Thüringen keiner geplant.
BUND: Wasser-Großverbraucher sollen belastet werden
Laut BUND-Sprecherin Neumann geht es bei einem Wasserentnahmeentgelt nicht darum, die privaten Haushalte zur Kasse zu bitten. Zahlen soll demnach, wer viel abschöpft. "Beim Wassercent ist es uns ganz wichtig zu sagen: Wir gehen nach dem Verursacherprinzip. Es richtet sich also an Großverbraucher. Und unser Credo ist da einfach: Wer eine Ressource nutzt oder Umweltkosten verursacht, der sollte auch angemessen an den Kosten für ihren Schutz und den Erhalt beteiligt werden."
Wir haben Klimawandel. Wir haben das trockenste Frühjahr seit Langem. Der Druck auf unsere Ressource Wasser ist unglaublich hoch. Da sollten wir handeln.
Großverbraucher sind demnach die Industrie, aber auch die Landwirtschaft. "Da muss man einen bedachten und behutsamen Hebel finden, dass es auch ausgewogen verteilt ist. Aber trotzdem brauchen wir auch dort einen Hebel, um die Großverbraucher wirklich an den Kosten zu beteiligen", gibt Neumann zu bedenken.
Neumann geht nicht davon aus, dass der Wassercent so bald umgesetzt wird und das deckt sich auch mit der Aussage des Umweltministeriums. Mit Blick auf die im Dezember gebildete Landesregierung sagte die BUND-Expertin, dass in Thüringen nun alles unter dem Motto Bürokratieabbau stehe. "Da sehen wir es aktuell nicht, dass es kommt." Sie wolle dennoch die Wichtigkeit betonen: "Wir haben Klimawandel. Wir haben das trockenste Frühjahr seit Langem. Der Druck auf unsere Ressource Wasser ist unglaublich hoch. Da sollten wir handeln."
MDR (cfr)
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