Insolventer Straßenbahnhersteller aus Leipzig: Heiterblick will alle Aufträge erfüllen
- Trotz voller Auftragsbücher musste das Unternehmen Zahlungsunfähigkeit anmelden.
- In den kommenden drei Monaten werden Aufträge abgearbeitet und die Geschäftsführung erstellt ein Sanierungskonzept.
- Einer der Kunden sind die LVB: Sie hoffen, dass das Neufahrzeugprojekt realisiert wird.
Trotz des eingeleiteten Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung will der Leipziger Straßenbahnbauer Heiterblick seinen Geschäftsbetrieb uneingeschränkt fortführen. Wie ein Sprecher des Unternehmens am Donnerstag sagte, sollen die laufenden Aufträge zur Lieferung neuer Straßenbahnen an die Städte Leipzig, Zwickau und Görlitz planmäßig erfüllt werden. Das bestätigten auch die Stadtverwaltung Görlitz und die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB).
Auftraggeber setzen auf eine erfolgreiche Sanierung
Der Oberbürgermeister von Görlitz, Octavian Ursu (CDU), sagte: "Wir haben uns am Dienstag mit unseren Mitauftraggebern in Leipzig und Zwickau abgestimmt und gehen davon aus, dass die Straßenbahnen fertiggestellt und geliefert werden." Auch die LVB, die mit Zwickau und Görlitz an einem gemeinsamen Straßenbahnprojekt beteiligt sind, äußerten sich ähnlich. Heiterblick zufolge soll Görlitz acht neue Straßenbahnen erhalten, Zwickau sechs.
Sanierungsverfahren beantragt
Heiterblick hatte beim Amtsgericht Leipzig ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Das Gericht stimmte dem Antrag zu und setzte einen vorläufigen Sachwalter ein, der das Verfahren begleitet und die Geschäftsführung kontrolliert. Diese bleibt im Amt. Für die rund 250 Beschäftigten seien die Löhne für drei Monate über die Bundesagentur für Arbeit gesichert, so das Unternhemen. Michael Hecker von der IG Metall in Leipzig sagte MDR SACHSEN, die Beschäftigten hätten allerdings aus der Presse von der Insolvenz erfahren und jetzt viele Fragen.
IG Metall: Volle Auftragsbücher und Arbeitskampf
"Aktuell sind die Auftragsbücher voll und es herrschen auch positive Zukunftsaussichten für Heiterblick. Die gut ausgebildeten Fachkräfte im Betrieb zu verlieren, wäre fatal. Generell wäre Arbeitsplatzabbau aus unserer Sicht das falsche Signal", sagte Hecker weiter. Für die IG Metall sei klar, dass um jeden Arbeitsplatz gekämpft werde.
Unternehmen: Frage der Entlassungen noch offen
Volker Heck hat die Krisenkommunikation für das Unternehmen übernommen und gibt sich zuversichtlich. In den nächsten drei Monaten werde weiter an allen Aufträgen gearbeitet, die Geschäftsführung erstelle währenddessen ein Sanierungskonzept mit externen Unternehmensberatern und Rechtsexperten. Ob dann Leute entlassen werden müssen, sei noch offen.
LVB hofft auf Neufahrzeugprojekt
Zu den Kunden von Heiterblick gehören die Verkehrsunternehmen aus Zwickau, Görlitz und Leipzig. Sie haben im Jahr 2021 gemeinsam neue Straßenbahnen bestellt. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) gehen nach eigenen Angaben davon aus, "dass das nun von der Heiterblick GmbH eingeleitete Verfahren die Chance einer Neuordnung des Unternehmens bietet und unser Neufahrzeugprojekt mit 25 Fahrzeugen realisiert wird."
Insolvenzverfahren in Eigenregie
Das Unternehmen führt nun ein Insolvenzverfahren in Eigenregie durch. Nachwirkungen der Corona-Krise, Fehlzeiten und erforderliche Organisationsanpassungen, erklärte das Unternehmen. Hinzu kämen "Marktverwerfungen in Folge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine".
Das Unternehmen hatte nach eigenen Angaben Probleme, die notwendigen Rohstoffe für die Produktion zu besorgen, hieß es. Zugleich stiegen die Preise, etwa für Metalle.
Ursprünge als Werkstatt der Verkehrsbetriebe
Die Heiterblick GmbH ist ein Spezialanbieter für Stadt- und Straßenbahnen, die individuell nach Vorgaben der Verkehrsbetriebe konzipiert werden.
Gegründet wurde Heiterblick vor 100 Jahren im gleichnamigen Leipziger Stadtteil als Hauptwerkstatt der Verkehrsbetriebe des Messestadt.
MDR (lam/rkr/sme/ben)/dpa
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