• Stahl aus Hennigsdorf in der ganzen DDR verbaut
  • Das große Problem heißt Spannungsriss-Korrosion
  • Auch der beste Stahlbeton wird nicht ewig halten

Für die Probleme mit maroden Brücken und anderen Bauwerken ist nicht allein der zu DDR-Zeiten in Ostdeutschland fast überall verbaute Spannstahl aus Hennigsdorf verantwortlich. Auch anderer in Spannbeton liegender Stahl kann anfällig für die so genannten Spannungsriss-Korrosionen sein und – vor allem wenn er schon etwas älter ist – auch in Westdeutschland.

Dass der Stahl aus in Brandenburg in dem Zusammenhang so oft genannt wird, hat seinen Grund auch darin, dass eben der VEB Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf in der DDR der größte Produzent dafür war und ab den 1950er-Jahren über vier Jahrzehnte auch die DDR-Bauwirtschaft belieferte.

"Wachstumsfähige Risse" im Stahl

Die TU Dresden etwa hatte schon 2010 auf Risiken hingewiesen. Und das Brandenburger Landesamt für Bauen und Verkehr veröffentlichte bald nach dem Einsturz der Carolabrücke in Dresden ein Hinweisblatt zu Hennigsdorfer Spannstahl, das sich an Gebäude-Eigentümer nicht nur im Osten richtete.

Da heißt es, dass die früher verwendeten Spannstähle wegen ihrer Zusammensetzung empfindlicher für Spannungsriss-Korrosion seien als die heutigen. Unter Zugspannungen könnten "wachstumsfähige Risse" entstehen, wofür kleinere Beschädigungen während der Montage schon ausreichen könnten. Später könnten diese Risse auch ohne weitere Korrosion wachsen. Auch darum seien die Schädigungen kaum erkennbar und ein Bruch könne schlagartig auftreten. Das betreffe die in der DDR und bis 1993 hergestellten Spannstähle eben aus Hennigsdorf. Doch "auch auf dem Gebiet der alten Bundesländer wurden solche Spannstähle hergestellt und verwendet".

In einer Untersuchung der Brückenbestands in Mecklenburg-Vorpommern, ebenfalls aus dem Jahr 2010, schreiben die Autoren unter anderem, dass bis heute nicht klar sei, warum bei bestimmten Stählen solche Spannungsriss-Korrosion auftreten kann, bei anderen mit ähnlicher Zusammensetzung und einer vergleichbaren Beanspruchung aber anscheinend nicht.

Die Ursache könnte auch in Verarbeitungsfehlern liegen, etwa wenn der Beton während des Gießens nicht ordentlich verdichtet und der Stahl somit nicht gut abgeschlossen wurde. Grundsätzlich kann Stahl- und Spannbeton zwar 60 bis 80 Jahre gut halten, dann aber schnell altern und marode werden; und bei der Carolabrücke wie anderen bedrohten Bauwerken zeigte sich nun, dass die Probleme auch schon eher auftreten können.

Auch der beste Stahlbeton hält nicht ewig

Dabei ist eine Schwierigkeit auch, dass von außen nicht sichtbar ist, ob der Stahl im Inneren des Betons korrodiert, wenn der Beton selbst nicht etwa brüchig ist oder Löcher aufweist. So braucht es technisch aufwändige Verfahren, um das zu überprüfen. Nötig ist das aber auch, weil natürlich auch der besten Stahlspannbeton nicht ewig hält und schon gar nicht unter den wechselnden und wachsenden Belastungen bei Brücken.

MDR AKTUELL (ksc)

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