Der frühere deutsche Fußball-Vizemeister MSV Duisburg steht vorzeitig als Rückkehrer in die 3. Liga fest. Durch den Rückzug des KFC Uerdingen ist den "Zebras" der Aufstiegsplatz in der Regionalliga West nicht mehr zu nehmen.

Der MSV Duisburg repariert den größten Unfall der Vereinsgeschichte so schnell wie es nur möglich war. Nach nur einer Saison verlässt das Gründungsmitglied der Fußball-Bundesliga die ungeliebte Regionalliga West und kehrt in die 3. Fußball-Liga zurück. Der finale Akt des Stücks, das im Sommer 2024 als Tragödie begann und im Frühjahr 2025 als Heldenreise endet, sollte eigentlich die ganz große Bühne bekommen. Doch dann funkte der alte Rivale KFC Uerdingen auf unschöne Weise dazwischen.

Der Ex-Pokalsieger hatte am Nachmittag über den Insolvenzverwalter den sofortigen Rückzug vom Spielbetrieb und die Freistellung aller Fußballer verkündet, damit werden alle Spiele des KFC aus der Wertung genommen. Somit liegen die Duisburger vier Spieltage vor Schluss 14 Punkte vor Rot-Weiß Oberhausen. Der FC Gütersloh (elf Punkte Rückstand) hat keine Lizenz für die 3. Liga beantragt. Allerdings hat der KFC selbst juristische Schritte gegen die Entscheidung des Insolvenzverwalters angekündigt.

Trainer Dietmar Hirsch reagierte zurückhaltend auf die neue Lage. Er sagte der "NRZ": "Wir warten noch auf eine offizielle Bestätigung des Verbandes." Dieser teilte der Deutschen Presse-Agentur mit, dass der MSV Stand jetzt aufgestiegen sei. Sollte allerdings der finanziell ebenfalls angeschlagene 1. FC Düren bis zum 30. April auch noch seine Mannschaft zurückziehen, wäre noch ein Punkt für den MSV nötig.

Nun, Duisburg kann es egal sein. Egal, dass der Aufstieg vor der eigentlich geplanten Party im Borussia-Park an diesem Freitag schon feststeht. Bei der U23 der Mönchengladbacher werden rund 15.000 Fans des MSV im Bundesliga-Stadion erwartet. Eine solche Euphorie um den Klub hatte es lange nicht gegeben. Es ist das Ende eines dramatischen Absturzes und soll ein Wendepunkt sein. Duisburg hatte in der Saison 2007/08 noch in der Bundesliga gespielt, 2018/19 liefen die Meidericher letztmals in der 2. Bundesliga auf. Dorthin wollen sie zurück.

Die 3. Liga kann sich der MSV auf Dauer nicht leisten

Für Fußball-Romantiker wird der Freitag dennoch ein großer Abend. "Fohlen" gegen "Zebras", das hatte es früher so oft gegeben in der 1. Bundesliga. Und so oft waren die Rollen klar verteilt gewesen. Die Borussen waren die Großen, die Zebras die Kleinen. An diesem Freitagabend aber galoppieren die Gäste unaufhaltsam durch den "Fohlen-Stall" und ihrem (vorübergehenden) Ziel entgegen. Auf Dauer soll und kann die unterste Profi-Liga aber nicht die Heimat für die Duisburger sein. "Liga vier und drei sind nicht ohne Verluste zu stemmen", bekannte Klub-Boss Christian Stiefelhagen erst Mitte des Monats bei der Jahreshauptversammlung.

Nun heißt es aber erstmal Abschied nehmen von der Schweineliga, in der so viele Traditionsriesen gestrandet waren. Rot-Weiss Essen versuchte sich fast anderthalb Jahrzehnte an der Rückkehr in den Profifußball, erst im Sommer 2022 gelang die Flucht. Und nach einer langen komplizierten Saison wurde ein erneuter Absturz mit einer vorzüglichen Rückrunde verhindert. Der MSV hat sich solch ein verzweifeltes Dasein wie der große Rivale aus dem Ruhrgebiet erspart und den Konkurrenten bei der Ehrenrunde viele Geschenke gemacht. Die Fans der Duisburger füllten die Stadien und sorgten damit für gute Einnahmen. Nicht jedem Verein half das.

Türkspor Dortmund war nach der Winterpause ratzfatz am Ende. Kurz danach meldeten der 1. FC Düren und abermals der KFC Uerdingen Insolvenz an. Düren spielt die Saison nach einem großen Casting mit einer wild zusammengestellten Mannschaft aber noch zu Ende. Beim MSV sorgte das bisweilen für Fassungslosigkeit. Der Verein, der einst im Europapokal spielte, war in einer Liga der Extreme angekommen, für die er von Beginn an zu groß war. Und dennoch war der erste direkte Wiederaufstieg in der Geschichte der Regionalliga West kein Selbstläufer. Nach dem Drittliga-GAU verloren die Duisburger eine ganze Mannschaft. Im vergangenen Sommer verließen 25 Spieler den Verein, 19 kamen. Nichts war vorhanden, keine Hierarchie, keine Automatismen. Aber keinen negativen Vibes nach dem Abstieg. Nur fünf Spieler blieben.

Alarmsignal ausgerechnet gegen Rot-Weiß Oberhausen

Trainer Dietmar Hirsch, ebenfalls neu, brachte das Team schnell zusammen. Es ruckelte zum Start, aber niemand rannte den Zebras davon. Aber auch sie rannten nicht weg. Zur Winterpause stand der MSV zwar da, wo er sein wollte. Auf Platz eins, aber es gab reichlich Verfolger und einen miserablen Start in die Rückrunde. Zwar wurde das erste Spiel in Hagen, gegen Türkspor, gewonnen. Aber die Leistung war alarmierend schlecht gegen das weit abgeschlagene Schlusslicht. Die Quittung gab's eine Woche später im Derby gegen Rot-Weiß Oberhausen. In der eigenen, ausverkauften Arena gab's ein aufschreckendes 0:2 - und plötzlich große Sorgen im Umfeld, dass der Wiederaufstieg womöglich doch nicht gelingen würde.

Der MSV strauchelte, ließ Punkte gegen Hohkeppel und Paderborns U23 liegen. Und behielt dann doch die Nerven im Fernduell mit Gladbach II. Ab dem 24. Spieltag zogen die Duisburger davon, langsam, aber unaufhaltsam. Und hat den größten Unfall der Vereinsgeschichte doch im Eiltempo repariert.

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